Mitteilungen des Historischen Vereins des
Kantons Schwyz, Heft 96 -2004
Neuerscheinungen geschichtlicher Werke über
schwyzerische Themen, S. 230
Auf der Maur Franz. - Die Auf der Maur von
Schwyz, Ingenbohl und Unteriberg. Alte Landleute zu Schwyz. - Schwyz, 2004.
Im
Grad der Detaillierung und in der Tiefe des Informationsgehalts ist das Werk des
ehemaligen Archiv-Adjunkts des Staatsarchivs Schwyz, Franz Auf der Maur, wohl
nicht zu überbieten. Mit dem 829 Seiten starken Buch ist eben nicht nur ein
genealogisches Verzeichnis über die «uff der Mur», sondern eine eigentliche
Familiengeschichte entstanden. Diese Geschichte beinhaltet sämtliche Bereiche
rund um den Geschlechtsnamen Auf der Maur: Namensdeutung, Herkommen, Ursprünge,
Quellen, Protagonisten in Geistlichkeit, Politik, Militär und Kunst,
Kunstgegenstände und Altertümer, welche im Zusammenhang mit dem Namen stehen
sowie natürlich die über 500 Seiten umfassenden Familienblätter. Das
ehrgeizige Ziel, sämtliche Auf der Maur zu erfassen und nach Möglichkeit in
die genealogische Abfolge zu bringen, hat der Autor erreicht. Bemerkenswert ist
nicht nur das Werk an sich, sondern auch dessen bewegte Entstehungsgeschichte.
Die ursprüngliche Absicht, ausschliesslich den eigenen Familienstamm und die
unmittelbaren Auf der Maur-Vorfahren zu erforschen, wurden durch den eigenen
Wissensdrang, vielmehr aber noch durch die Auskunftsbedürfnisse anderer Auf der
Maur verdrängt. An einer «Auf der Maur-Versammlung» im Jahre 1967
beauftragten die Angehörigen des Namens den Autor, eine ausführliche
Darstellung und Erforschung der Auf der Maur anzustellen. Das Resultat ist
beeindruckend. Profund und mit ausserordentlicher Sorgfalt hat der Autor eine
Auslegeordnung über einen geschichtsträchtigen und traditionsreichen
Familiennamen verfasst. Dabei verliert er sich keineswegs in den Wirrungen der
Genealogie, sondern bettet die verschiedenen Ausprägungen der Auf der Maur
gekonnt in die Schwyzer Landesgeschichte ein.
Nicht
zu verkennen ist dabei die zweite Leidenschaft von Franz Auf der Maur. Schon im
ersten Kapitel nimmt er die prähistorische Zeit zum Ausgangspunkt für ein
Komprimat einer Vorgeschichte. Diese mündet schliesslich in eine
Standortbestimmung bezüglich der nachgewiesenen Präsenz von Alamannen in
Schwyz sowie der hoch- und spätmittelalterlichen Epoche. Dazumal werden auch
die Wurzeln der Auf der Maur geortet: Das älteste Einsiedler Einkünfteurbar
von 1217/1222 nennt den Namen Auf der Maur in Schönenbuch im Zusammenhang mit
der Abgabe von Käse und Ziger. Frühe
Persönlichkeiten wie Johans uff der Mura bezeugen bereits 1281 ein Rechtsgeschäft.
Weitere Vertreter des Geschlechts erscheinen im 14. und 15. Jahrhundert. Die
Familienstämme verdichten sich jedoch vor allem im darauf folgenden
Jahrhundert. In der Folgezeit lassen sich die Stämme auch eindeutig auf die
Heimatorte Schwyz, Ingenbohl und Unteriberg aufteilen. Dem Autor gelang es
zudem, den bekannten Schwyzer Landschreiber Hans Fründ (+1469), Chronist und Überlieferer
wertvoller Informationen für die Zeit des Alten Zürichkrieges, als einer der
Ahnväter der Auf der Maur zu identifizieren. Auch Ausführungen zur
Schreibweise, den Familienwappen und Siegeln bleibt der Autor nicht schuldig.
Interessant sind die Rechte der Auf der Maur auf der Alp Silbern und im Ort bei
Studen. Die Tatsache, dass diese Rechte bis heute vom Ältesten des Geschlechts
wahrgenommen werden, zeugt vom Traditionsbewusstein des Landleutegeschlechts.
Den
Auftakt zu den Familienblättern bilden die Beschreibungen des Jahrzeitenbuches
Schwyz bezüglich der Auf der Maur und das Jahrzeitenrodel der Familie von 1641.
Nach einem erst nach gründlicher Beschäftigung mit der Systematik verwendbaren
Verfahren können anhand der Familienblätter die jeweiligen Familienstämme
lokalisiert und einzelne Auf der Maur mit wertvollen biografischen
Zusatzinformationen entdeckt werden. Vorbildlich gestaltet sich für den
Benutzer das umfangreiche Register. Einerseits kann über das
Familienbestandsregister die Familie mittels dem Ehejahr oder sogar dem
Familiennamen der Ehefrau gefunden werden; Angehörige eines der Auf der Maur-Stämme
werden durch die Stammbuchstaben (A-Z) erkannt. Mit einem 80-seitigen
Personenregister können sämtliche vorkommende Auf der Maur und weitere im Buch
genannte Personen leicht wieder gefunden werden.
Dem
Autor ist es gelungen, ein Werk zu schaffen, welches höchsten
wissenschaftlichen Ansprüchen an die Genealogie entspricht. Das Auf der
Maur-Buch wird inskünftig als leuchtendes Beispiel für eine erschöpfende
Familiengeschichte stehen. Für alle Angehörigen des Schwyzer Geschlechts ist
der Besitz dieses Buches ein Muss, verschriftlicht es doch die hohe
Identifikation mit dem Familiennamen und die positiven Emotionen, welche nicht
zuletzt an der grossen Auf der Maur-Tagung 2004 (Buchvernissage) festzustellen
waren. Für den genealogisch und landesgeschichtlich wissbegierigen Leser birgt
das Werk eine Fülle von ausserordentlich interessanten Informationen. Die Auf
der Maur können stolz sein, einen Autor mit derartigen
historisch-genealogischen Kompetenzen in ihren Reihen zu wissen. (Lic. phil.
Kaspar Michel, Staatsarchivar).
Wer Freude an der jüngeren und älteren
Geschichte des Kantons Schwyz, seiner Bezirke, Gemeinden, Regionen und vielfältigen
Körperschaften und Interesse an entsprechenden kunsthistorischen,
kulturgeschichtlichen und volkskundlichen Fragen hat, ist im Historischen Verein
des Kantons Schwyz gerne als Mitglied willkommen (Einzelmitglied Fr. 40.--,
Familienmitglied Fr. 50.--). Geboten werden dafür die Jahresgabe «Mitteilungen
des Historischen Vereins des Kantons Schwyz» in ansprechender Buchform, Kunst-
und Geschichtsfahrten sowie Tagungen und Vorträge. (www.hvschwyz.ch).
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